Pflegeimmobilien statt Sparguthaben?

Niedrigzinsen sind gut für die Immobilienfinanzierung. Wer seine Altersvorsorge anlegen möchte, bekommt derzeit aber die Kehrseite der Medaille zu spüren, weil auch bei längerfristigen Sparverträgen kaum noch Zinsen auf die Ersparnisse erzielt werden. Wenn dann „5 % gesicherte Rendite pro Jahr“ versprochen und auf „garantierte Mieteinnahmen“ oder eine „staatliche Absicherung“ verwiesen wird, ist Skepsis geboten.

Die Leitzinsen der Bundesbank bzw. der Europäischen Zentralbank sind auf einem Tiefststand. Seit Jahrzehnten haben sich diese Zinssätze, zu denen sich Banken und Sparkassen Geld bei der Zentralbank leihen können, nicht auf einem so niedrigen Niveau bewegt. Wer als Anleger seine Ersparnisse heute zur Bank bringt, bekommt die Niedrigzinsphase ebenfalls deutlich zu spüren. Während in den 70er oder 80er und auch in den 90er Jahren für Spareinlagen noch Zinssätze zwischen 5 % und 9 % üblich waren, muss sich der Anleger heute schon freuen, wenn er überhaupt Zinsen bekommt. Für Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von über 2 Jahren werden laut Statistik der Deutschen Bundesbank im Durchschnitt derzeit nur 0,59 % gezahlt (BBK01.SUD104; Stand 01.02.2018).

Die Situation ist aber noch weitaus problematischer. „Die sog. Realzinssätze, die unter Berücksichtigung der Preisentwicklung ermittelt werden, liegen im Laufzeitband von über zwei Jahren schon seit 2016 deutlich unter Null“ erläutert Rechtsanwalt Matthias Keunecke aus Hannover, der diese Entwicklung als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht mit Sorge verfolgt. Die Deutsche Bundesbank beziffert die Realverzinsung bei entsprechenden Geldanlagen auf derzeit -1,09 % (Zeitreihe BBK01.SUR104; Stand 01.02.2018). Das bedeutet für den Anleger, dass ein Sparvertrag mit einer Laufzeit von bis zu 4 Jahren zu einem Verlustgeschäft werden könnte, obwohl das Kapital auf dem Papier erhalten bleibt.

Angst ist kein guter Anlageberater

Die Angst, bei einer Geldanlage für die Altersvorsorge schlechte Konditionen zu bekommen oder bei Sparguthaben im Ergebnis einen Verlust zu erleiden, nutzen unseriöse Berater in der derzeitigen Niedrigzinsphase leider immer wieder aus. Wer dann nach Alternativen fragt, bekommt häufig Aktienfonds oder andere Wertpapierfonds genannt. Teilweise werden auch Anlageformen empfohlen, bei denen der Anleger völlig unbekannten Unternehmen ein Darlehen gewähren und auf diese Weise eine Verzinsung erzielen soll. Auch Immobilien rücken vermehrt in den Fokus der Berater. Entweder soll der Anleger über geschlossene Immobilienfonds in bestimmte Projekte investieren oder über lange Zeiträume ohne Kündigungsmöglichkeit monatliche Raten zahlen. „Nicht selten werden in letzter Zeit auch sog. Pflegeimmobilien empfohlen“ berichtet Rechtsanwalt Matthias Keunecke. Gelockt wird dabei mit Renditen von 5 % pro Jahr und mehr. Es soll langfristig garantierte Mieteinnahmen und eine staatliche Absicherung geben. „Das sind Werbeaussagen, denen man keinesfalls ohne genaue Prüfung vertrauen sollte“ warnt Rechtsanwalt Keunecke. Bei diesen Pflegeimmobilien geht es nämlich häufig um kleinste Einheiten in großen Wohnanlagen. Wohneinheiten mit einer Größe von nur 20 qm zzgl. anteiliger Gemeinschaftsfläche sollen vom Anleger dort dann zu Preisen von mehr als EUR 5.500,00 pro qm erworben werden. Eine wirkliche Sicherheit, dass Mieten langfristig in der versprochenen Höhe fließen, gibt es entgegen den irreführenden Werbeaussagen aber nicht.

Deshalb ein klarer Ratschlag der Mitglieder des Vereins für Verbraucherrechte e.V.: Trotz niedriger Zinssätze auf Sparguthaben sollte sich im Beratungsgespräch niemand Angst einjagen lassen. Versprechungen von Anlageberatern müssen stets kritisch hinterfragt werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn größere Investitionen – z.B. in Pflegeimmobilien – auch noch mit einem Darlehen finanziert werden sollen. Eine Finanzierung erhöht das Risiko erheblich.

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